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„Es gibt nur ein Gas… Vollgas!“

Durchstarten in der Gastronomie: Nach knapp zehn Jahren als Küchendirektor auf der Zugspitze gibt Udo Wolfrum nun seine Erfolgsrezepte an die angehenden Küchenmeister IHK der Hotelfachschule Regenstauf weiter. Im Interview erzählt der Lehrküchen-Leiter von seinem Weg zur erfolgreichen Koch-Karriere.

Vom höchsten Gipfel zur führenden Hotelfachschule Deutschlands: Udo Wolfrum ist der neue Leiter der Lehrküche am Campus der Eckert Schulen in Regenstauf.
Vom höchsten Gipfel zur führenden Hotelfachschule Deutschlands: Udo Wolfrum ist der neue Leiter der Lehrküche am Campus der Eckert Schulen in Regenstauf.

Herr Wolfrum, Schmecken muss es… aber reicht es gut zu kochen, um ein erfolgreicher Koch zu werden?


Das hängt natürlich davon ab, wie man Erfolg definiert. In meiner Zeit als Küchenchef habe ich schnell gemerkt: In 70 Prozent meiner Arbeit geht es um die Mitarbeiter. Ich halte nichts davon mit Angst und Schrecken in der Küche zu herrschen. Ein guter Chef muss seine Leute kennen, mit Empathie führen und ihre Probleme ernst nehmen.

Dann weiß ich auch, wie ich meine Dienst- und Urlaubspläne zu schreiben habe, wen ich miteinander arbeiten lassen kann und vor allem: In wem, welche Talente schlummern. Davon profitieren die Mitarbeiter, ich als Chef und nicht zuletzt natürlich auch das Unternehmen.

Wie haben Sie diesen Führungsstil für sich gefunden?


Ich hatte beruflich verschiedene Stationen – nach meiner Ausbildung bin ich relativ schnell in Sylt gelandet. Dort hatte ich 6 Tage Wochen und sehr, sehr viel zu tun… aber Arbeits- und Privatleben gingen damals einher. Es gab keine strikten Arbeitszeiten, was anfiel, musste getan werden. Ich ging morgens gerne schwimmen, danach ab in die Küche. Diese Zeit dort hat mich sehr geprägt und viele Impulse gegeben.

Eine Strandhochzeit dort zum Beispiel ist sehr kostspielig, hat aber ein ganz besonderes Flair. Oben Hugo Boss – unten barfuß, um es auf den Punkt zu bringen. Dieses Flair steckt an, mein Chef war sehr locker, der Umgang mit den Kollegen familiär. Ich fühlte mich schnell als Teil der Gesellschaft.

Und genau das hat mich in die Richtung gelenkt, wie ich später sein wollte. Man kann Spaß haben, viel lachen und trotzdem gute Arbeit leisten. Klingt einfach, so manche Führungskraft in der Gastro sieht das aber nicht so… leider!

Seit Oktober 2018 sind sie an der Hotelfachschule Regenstauf: Wieso dieser Schritt?


Das hat mehrere Gründe. Im Gegensatz zu anderen Branchen ist in der Gastro ein langer, bunter Lebenslauf ein großer Pluspunkt. Auf der Zugspitze war ich fast zehn Jahre… das ist eine lange Zeit. Ich wollte einfach wieder zu einem neuen Abenteuer aufbrechen. Und da ich meine Arbeit als Küchendirektor stark meinen Mitarbeitern gewidmet habe, möchte ich mich jetzt in diesem neuen Abenteuer auf mich und vor allem auf die Sache konzentrieren. Mein neues, eigenes Ding machen, sozusagen.

Außerdem war es bisher immer ein großer Kampf, gute und motivierte Mitarbeiter zu finden. Es gibt einfach zu wenig junges Blut. Deswegen möchte ich jetzt etwas von meinem Feuer für die Gastronomie an den Nachwuchs weitergeben… es ist super, dass ich jungen Menschen auf ihrem Karriereweg helfen und die Branche so ein wenig stärken kann.

Woher kommt denn das Nachwuchsproblem der Gastro-Branche?


Ich denke der Zeitgeist hat sich sehr gewandelt – die Gastronomen als Arbeitgeber hinken da noch etwas hinterher. Vor zehn Jahren musste sich der Bewerber beim Unternehmen bewerben… heute ist das umgekehrt. Damals war für junge Köche die Arbeit im Fokus, das Privatleben war drum rum geordnet sozusagen. Mittlerweile hält sich das sehr die Waage, Karriere und Freizeit sind nahezu gleich wichtig.

Da haben es besonders die Gastronomen außerhalb der klassischen Hotspots schwer… wer Party machen will, geht nach München, wer mehr verdienen möchte, geht nach Österreich. Was will ich also als junger Mensch zum Beispiel in Garmisch Patenkirchen? Da muss ich als Arbeitgeber andere Vorzüge bieten - Flexibilität ist gefragt. Das beginnt bei Gleitzeit-Modellen, geht weiter bei drei Wochen Urlaub am Stück im August oder die Möglichkeit, eine vier-monatige Auszeit zu nehmen und im Anschluss wieder problemlos einsteigen zu können. Vielleicht etwas übertrieben formuliert und sehr schwierig umzusetzen… aber genau das suchen junge Menschen.

Was muss also passieren?


Wir müssen die Vorzüge der Branche wieder neu herausarbeiten und an die Jetzt-Zeit angleichen. Denn es ist nach wie vor so: Man kann mit einem normalen Bildungsstand, viel Fleiß und Engagement einiges bewegen - und auch Geld verdienen! Der Erfahrungsgrad ist einfach entscheidend… und selbst das ist ein weiterer Pluspunkt: Wer als Koch viel gesehen hat, im In- und Ausland rumgekommen ist und sich dadurch ein kleines Netzwerk aufgebaut hat, hat die besten Chancen. Und das ist ja das Schöne… in dem Beruf finde ich immer und überall Arbeit, neue Leute und fremde Küchen kennenlernen ist relativ einfach. Und genau das liebe ich!

Wie passt die Weiterbildung zum Küchenmeister IHK in dieses Bild?

Ich habe den Lehrgang selbst absolviert, weil ich nach meinen ersten zehn Jahren im Beruf an einem besonderen Punkt war: Entweder ich schmeiße sofort alles hin oder ich gebe nochmal Vollgas. Naja, ich habe mich für letzteres entschieden. Nach den ersten Unterrichtsstunden habe ich schnell gemerkt: Mir fehlte einfach noch viel Theorie, um wirklich weiter zu kommen... Warenwirtschaft, Personal, Logistik. Denn im Unternehmen muss ich viel mit anderen Abteilungen kommunizieren, Marketing oder Vertrieb zum Beispiel. Und jede Sparte hat wiederum ihren eigenen Jargon. Ich muss zwar nicht alles im Detail wissen. Aber: Wenn ich die Obergriffe kenne und verstehe, fällt vieles leichter. Ich bin bis heute total froh, die Weiterbildung gemacht zu haben… dadurch habe ich viele Denkvorgänge in der Praxis abgekürzt.

Welche Botschaft möchten Sie Ihren Absolventen künftig mit auf den Weg geben?

Es gibt ein Gas: Vollgas. Flucht nach vorne ist das einzige das hilft!


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